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Auf ein Buch mit...

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Moritz Malsch

Moritz Malsch, geboren 1976, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Berlin. 2006-2016 Arbeit als freier Lektor, Übersetzer und Herausgeber. Gründete 2006 zusammen mit Tom Bresemann und Katharina Deloglu das Literaturhaus Lettrétage und arbeitet dort heute im Beratungsprojekt "schreiben&lebenPLUS". Darüber hinaus seit vielen Jahren in verschiedenen Vereinen, Verbänden und Zusammenschlüssen für die Interessen der freien Literaturszene aktiv, darunter Netzwerk freie Literaturszene Berlin e.V., Berliner Literaturkonferenz und Koalition der Freien Szene.

Wenn du nur ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen dürftest, welches wäre das?

Transit, das Buch, in dem Anna Seghers ihre Flucht vor den Nazis verarbeitet hat. Weil es auch beim dritten Lesen noch so gut geschrieben ist wie beim ersten Mal. Und weil es leider angesichts der Vertreibungsphantasien des rechten Randes wieder einmal aktuell ist.

Wie unterstützt ihr mit der Lettrétage die unabhängige Buchszene?

Unser Veranstaltungsraum in der Veteranenstraße hat sich über die Jahre zu einem wichtigen Präsentationsort der freien Szene entwickelt. Darüber hinaus bieten wir Autor*innen, Übersetzer*innen und allen anderen, die im Buch-Bereich freiberuflich unterwegs sind, kostenlose Beratungsgespräche mit Expert*innen über Themen wie Agentur- und Verlagssuche, Selfpublishing, Stipendienbewerbung, Rechte und Lizenzen an, eigentlich zu allem, was Literat*innen abseits vom Schreiben noch machen müssen. Beim jährlichen Branchentreff Literatur, der vom 2.-4. Mai 2024 bereits zum achten Mal stattfindet, bietet sich die Gelegenheit, Wissen zu erlangen und sich mit Kolleg*innen zu vernetzen. Darüber hinaus versuchen wir immer, alle Akteure der Berliner Literaturszene zur Kooperation, zum "Gemeinsam sind wir stark" zu bewegen: Unser Online-Ticketing-Tool ermöglicht Berliner Literaturveranstaltern ein kostengünstiges Online-Ticketing. Unser monatliches Plakat "Berliner Literaturkalender" versammelt möglichst alle Literaturveranstaltungen, die in dem betreffenden Monat in Berlin stattfinden. Unter www.literaturstadt.berlin erprobt die Berliner Literaturszene einen gemeinsamen Auftritt. Und weiteres ist in Planung!

Was sind die größten Herausforderungen von Literaturschaffenden im Alltag?

Die Konkurrenz ist groß, der Markt ist klein, und niemand gibt mir bezahlten Urlaub. Viele denken, sie werden mit ihren Büchern spielend reich - doch das klappt nur in Ausnahmefällen. Die anderen haben mit tausend kaufmännischen Themen von Selbstmarketing bis zur Steuererklärung sowie mit der fehlenden sozialen Absicherung zu kämpfen.

Wie bist du persönlich dazu gekommen, dich mit diesen Themen zu beschäftigen?

Ich habe nach dem Literaturstudium selbst 10 Jahre als freier Lektor gearbeitet. Aus Leidenschaft, aber auch mangels Alternativen. Damals war die Arbeitsmarktsituation in Deutschland extrem schwierig, und im künstlerischen Bereich besonders, und hier in Ostdeutschland besonders besonders. Die Gründung der Lettrétage war 2006 eher ein zufälliges Nebenprodukt der freiberuflichen Tätigkeit, mehr oder weniger ein Hobby. Erst allmählich hat sich etwas Ernstes daraus entwickelt, und als "Ankerinstitution der freien Literaturszene" haben wir, denke ich, heute unseren festen Platz in der Berliner Literaturlandschaft erobert.

Wer darf an euren Beratungen teilnehmen, was kostet es und wo kann man sich über eure Angebote informieren?

Unsere Beratungen sind immer kostenlos. Man informiert sich am besten unter www.literaturszene.berlin, zu welchen Themen gerade Beratungstage anstehen. Wenn jemand ganz dringende Fragen hat, die nicht warten können, kann man sich aber auch per Telefon oder Mail an uns wenden. Wir versuchen die Fragen direkt zu beantworten oder einen Zoom-Beratungstermin außer der Reihe zu organisieren. Übrigens gibt's auch die Möglichkeit, sich auf Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch, Ukrainisch, Arabisch oder Türkisch beraten zu lassen.

https://www.lettretage.de